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Regen und finnischer SEV

Vom Pyhä-Luosto-Nationalpark nach Helsinki

Unser letzter Tag im Nationalpark beginnt. Die Sonne zeigt sich zwar nicht, aber es regnet auch nicht.
Nach den üblichen Hütten-Nachbereitungen machen wir uns auf den Weg.


Da wir am Abend unseren Nachtzug in Kemijärvi erreichen wollen, ist die Tagesetappe nicht ganz so lang. Nur gut 10 km sind es bis zum Besucherzentrum in Pyhä. Diese haben es aber nochmal in sich!
Langsam gehen wir bergauf, auf den Pyhätundri-Fjell. Oben, über der Baumgrenze, zieht es ordentlich! So schnell es geht versuchen wir die Ebene hinter uns zulassen. Es ist ein Wunder wie manche Bäume es schaffen hier zu bestehen.


Gestern sind wir kaum anderen Menschen begegnet, mit Ausnahme am beliebten Ausflugsziel der Amenthystmine. Nun begegnen uns unterwegs schon mehr Wanderer. Wir nähern uns dem Ort Pyhä von dem man kleine Rundtouren unternehmen kann.
Zuvor passieren wir aber noch die tiefste Schlucht Finnlands, die Isokuru-Schlucht.
Ca. 200 m steigen wir über Holztreppen hinab bis wir den "Boden" erreichen. Uns entgegen kommen viele Ausflügler, die ganz schön aus der Puste sind. Hoffentlich müssen wir das am Ende nicht alles wieder hochlaufen!

Foto: J.D.
Über Holzplanken und Steinplatten geht es an kleinen Seen vorbei. Der Weg ist recht schmal und obwohl es "Ausweichbuchten" gibt, bin ich froh wenn die anderen Besucher mir und meinem dicken Rucksack Platz machen.


Für Samen, dem indigenen Volk Lapplands, ist die Schlucht ein heiliger Ort. Unterwegs stehen immer wieder Infotafeln und informieren über die Entstehung der Schlucht, das Heiligtum der Samen und den heutigen Nationalpark.


Wir haben Glück, am Ende der Schlucht gibt es auch einen Weg ohne Treppen und so geht es gemütlich bis zum Besucherzentrum Naava.

Das moderne Besucherzentrum beherberg ein Café und eine kleine Ausstellung über den Nationalpark.
Wir stellen unsere Rucksäcke ab und erkundigen uns erstmal bei der netten Dame am Empfang nach unserem Bus, welcher uns zum Bahnhof nach Kemijärvi bringen soll.
Abfahrt ist um 18.15 Uhr, also erst in über 3 Stunden. Nun gut, wir waren schneller unterwegs als gedacht. Wir lassen uns im Café nieder und bestellen einen Kaffee und kleine Zucker-Donats mit Kardamom. Während es draußen zu regnen beginnt, überlegen wir uns unsere nächsten Schritte.
Wir beschließen einen kleinen Abstecher zum Supermarkt zumachen, um uns für die nächtliche Bahnfahrt zu versorgen. Außerdem möchte ich gerne die Haltestelle unseres Busses erkunden, da hier niemand ganz genau sagen kann wo der Bus abfährt.

Zurück im Besucherzentrum gönnen wir uns noch ein leckeres Schnitzel mit Pommes. Eine weise Entscheidung, wie sich später herausstellt. Ich schlender noch ein wenig durch die Ausstellung und lasse mich dann in einem bequemen Sessel nieder.

Pünktlich um 18 Uhr schließt das Besucherzentrum und wir stellen uns an die Bushaltestelle. Auch der Supermarkt hat seine Türen geschlossen und die letzten Mitarbeiter machen sich auf dem Heimweg. Ganz alleine stehen wir an der Straße. Zum Glück hat die Haltestelle ein Schutzhäuschen, denn es regnet immer noch. Das war es aber auch schon. Keinen Busplan, kein Schild mit "Hier seid ihr richtig". Langsam werde ich nervös. Was wenn der Bus nicht kommt? Dann verpassen wir unseren Nachtzug nach Helsinki. Wo sollen wir dann schlafen? Mein Freund bleibt ruhig: "Dann rufen wir uns ein Taxi." Hier, irgendwo im Nirgendwo! Seine Aussage stimmt mich nicht fröhlicher. Zum Glück erlöst mich schon kurz darauf der herannahende Bus. Jetzt kann ja nichts mehr schiefgehen, denke ich.

Nach einer Stunde Fahrt erreichen wir den Bahnhof von Kemijärvi. Es regnet weiter wie aus Eimern und wir beeilen uns die Rucksäcke aus dem Kofferraum zu bekommen.
Doch unserer Busfahrer hält uns auf! Eine Durchsage auf Finnisch erklingt über den Platz. In gebrochenen Englisch teilt uns der Busfahrer mit das kein Zug kommt! Jetzt kann ja nichts mehr schief gehen ... zu früh gefreut! "Kein Problem! Er nimmt uns mit bis zum Busbahnhof und von dort können wir dann einen Bus nach Rovaniemi nehmen. Ab dort fährt der Zug wieder." Also, wieder rein in den Kleinbus und auf zum Busbahnhof.
In der Zwischenzeit haben wir uns auch auf der Internetseite der finnischen Bahn erkundigt. Am Vormittag ist ein Zug auf der einspurigen Strecke entgleist. Der Nachtzug startet in Rovaniemi und es gibt einen Schienenersatzverkehr (SEV) ab Kemijärvi. Von dem haben wir aber noch nichts gesehen. In Finnland gibt es viele Überlandbusse und so haben wir kein Problem an unser Ziel zu kommen. Leider kann der nächste Busfahrer noch weniger Englisch und so müssen wir doch eine Fahrkarte bis Rovaniemi kaufen. Naja, das Busunternehmen hat auch nichts mit der Bahn am Hut.
Nach ein bisschen hin und her fährt der Bus wieder den Bahnhof an und siehe da SEV! Wir entschließen uns doch die Busse der Bahn zunehmen um garantiert auch den Zug zu bekommen und steigen wieder um. Als der Busfahrer das sieht nimmt er meinen Freund zur Seite und gibt ihn sein Geld zurück!
Als wir endlich im Bus sitzen bin ich immer noch etwas verunsichert. Ein Mann in gelber Signalkleidung steigt ein und beginnt mit einer Durchsage auf Finnisch. Wir schauen uns hilfesuchend um und siehe da ein Mann in unserem Alter hat unsere Verwirrtheit bemerkt: "Dies ist der Bus zum ausgefallenen Nachtzug und wir müssen in Rovaniemi auch noch ein bisschen warten. Als er letztens in Frankreich war, könnte er auch niemanden verstehen, daher weiß er wie wir uns fühlen!" Jetzt endlich fühle ich mich besser!

Mit zweistündiger Verspätung besteigen wir schließlich den Nachtzug nach Helsinki. Während wir durch die Nacht tuckern, kuschele ich mich in meiner Decke und denke an die netten Menschen denen wir heute begegnet sind! Busfahrer die einen nicht im Regen stehen lassen oder Finnen die auch ihr erstes Nordlicht vor ein paar Tagen gesehen haben! Solche Erlebnisse machen eine Reise spannend und interessant.  Aber trotzdem bin ich am Ende des Tages froh, dass alles doch nach Plan gelaufen ist!


Viele Informationen über den Pyhä-Luosto-Nationalpark und alle anderen Nationalparks in Finnland, findet Ihr auf der folgenden Homepage: www.nationalparks.fi/en

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